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Beitrag vom 11.01.2008
Nominierungen für den Felix-Rexhausen Journalistinnenpreis
Anna Tremper
Die Jury nominiert Nail Al Saidi, Ted Anspach und Roland Kirbach für den Medienpreis des Bundes Lesbischer und Schwuler JournalistInnen - Kerstin Kilanowski erhält Sonderpreis
Die Jury des Felix-Rexhausen-Preises hat drei Einsendungen für den Medienpreis nominiert: Nail Al Saidi mit seinen Radio-Beiträgen: "DASDING der Woche: Lesbisch und schwul" aufgefallen. Gesendet wurde der Beitrag im Jugendprogramm "DASDING" des Südwestrundfunks in der Zeit vom 27.11. bis 01.12.2006. Mögen eigentlich alle Lesben Fußball und warum werden alle Schwulen Friseur? "DASDING der Woche" ist eine Beitragsreihe im SWR-Jugendprogramm, in der junge RadiomacherInnen junge RadiohörerInnen zu Wort kommen lassen - und genau das hebt, laut Jury, die kurzen Beiträge von Nail Al Saidi von der Masse der medialen Berichterstattung über Coming-out & Co ab: unverstellt, authentisch, dabei informativ und zielgruppengerecht. Und dann bleibt auch noch das eine oder andere Klischee auf der Strecke.
Ted Anspach ist mit seiner Fernseh-Dokumentation "Homosexualität - Genetisch bedingt?" im Rennen um den Preis dabei. Gesendet wurde sein Beitrag am 13.02.2007 auf arte. Ist Homosexualität vererbt oder erworben? Diese Frage scheint längst überholt, sie lässt sich nicht beantworten und hilft Homosexuellen in der Gestaltung ihres Lebens auch gar nicht weiter. Dass uns diese Fragestellung trotzdem beschäftigen muss, macht Ted Anspachs sehr differenzierte Dokumentation auf eindringliche Weise deutlich. Der Journalist portraitiert ein Lesbenpaar mit einer lesbischen Tochter, berichtet von schwulen Pinguinen, verliert dabei aber niemals die politische Brisanz des Themas aus dem Blick. Und darum geht es ihm. Seit dem 19. Jahrhundert wurde die medizinische Forschung immer wieder dazu missbraucht, um Homosexuelle auszugrenzen oder gar zu töten, wie etwa im Dritten Reich. Dass ein solches Denken auch heute noch nicht aus der Welt ist, zeigt Ted Anspach mit kenntnisreichem Blick auf die USA.
Roland Kirbach hat es mit seinem Dossier "Schwulsein heute - ganz normal?" in der Wochenzeitung "Die ZEIT" vom 21.06.2007 geschafft. "Die Zeit der Klammheimlichkeiten, der Selbstverleugnung scheint vorüber, ebenso wie die bewegte Kampfzeit, die darauf folgte", schreibt Roland Kirbach in seinem bemerkenswerten Dossier. Homosexuelle haben Erfolg in Kultur und Politik. Sie prägen ganze Branchen und Stadtviertel. Aber die gesellschaftliche Realität in der Bundesrepublik ist komplizierter - und bisweilen hochproblematisch, wie Kirbach bei seinen ausführlichen Recherchen von der Schule bis zum Sportplatz, vom Kiez bis zur Theaterbühne feststellen musste. Kirbach vermeidet jeglichen boulevardesken Alarmismus und ist nachdrücklich um Differenzierung bemüht. Und doch ist sein ausgezeichneter Beitrag eine eindringliche Warnung vor falscher Selbstsicherheit.
Welcher der drei Beiträge den Preis erhält, wird bei der offiziellen Preisverleihung in Köln bekannt gegeben. Bereits jetzt steht die Trägerin des Sonderpreises fest: Kerstin Kilanowski wird ausgezeichnet für ihr dreistündiges Radio-Feature "Tanz auf der Grenze - Was ist Mann, was ist Frau?" , das am 30.06.2007 auf WDR3 gesendet wurde.
Weitere Informationen zu Kerstin Kilanowski finden Sie unter: www.k-kilanowski.de
Der lesbisch-schwule Medienpreis ist mit 500 Euro dotiert und wird in diesem Jahr zum zehnten Mal vergeben. Die Preisverleihung findet am 26. Januar 2008 anlässlich der Bundesversammlung des BLSJ in Köln statt.
Felix Rexhausen, der Namenspatron des Preises, wurde 1932 in Köln geboren und starb 1992 in Hamburg. Er war Mitbegründer der deutschen Sektion von amnesty international und arbeitete für den Rundfunk sowie für Zeitungen und Zeitschriften. Rexhausen war noch zu Zeiten des alten Paragrafen 175 ein selbstbewusster Journalist, der die Lebensumstände schwuler Männer eindringlich, aber auch ironisch und selbstkritisch thematisierte.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.felix-rexhausen-preis.de